Wann ist der Punkt erreicht, an dem es als Gründerin oder Gründer Zeit ist, zur Bank zu gehen und um eine Finanzierung zu bitten? Was muss ich mitbringen, um überhaupt eine Chance zu haben? Gibt es nur einen oder vielleicht sogar mehrere Wege, um das für mein Unternehmen notwendige Kapital zu erhalten? Wäre Venture Capital eine mögliche Alternative? Fragen, auf die jeder irgendwann stößt, wenn er dabei ist, sein eigenes Unternehmen aufzubauen. „Die Töpfe sind nicht mehr so reich gefüllt wie noch vor einigen Jahren. Deshalb braucht es gute Vorbereitung. Mittels kompakter Inhalte wollen wir Ihnen diese heute geben“, läutete Christian Kistner, Vorstandsmitglied der ILB das Finanzforum 2023 ein.
Venture Capital als Option mit Exit
Zum Start führte Markus Barnickel Investment Manager von der Brandenburg Kapital GmbH, Tochter der ILB, die rund 60 Anwesenden in die Welt des Venture Capital ein. „Wir investieren bis zu 1,2 Millionen Euro in der Start-up-Phase. In der Wachstumsphase sind es bis zu 6,4 Millionen.“ Am Ende, nach drei bis sieben Jahren, folgt immer der Exit, also der Verkauf der Anteile. „Dessen sollten sich alle Gründerinnen und Gründer bewusst sein. Wir finanzieren skalierbare Ideen, die uns am Ende eine Rendite versprechen“, so Barnickel. Wer Interesse daran hat, schnell zu wachsen und sein noch junges Unternehmen in wenigen Jahren abzustoßen, sollte deshalb bereits vorab ein skalierbares Geschäftsmodell vorweisen und eine klare Roadmap für die kommenden Jahre in der Tasche haben. Was unbedingt zu vermeiden ist, sind unrealistische Annahmen im Business Case und das Gründen im Nebenjob. „Natürlich braucht es am Anfang Geld, um den Aufbau eines Start-ups zu finanzieren. Sobald wir ins Spiel kommen, erwarten wir aber den einhundertprozentigen Einsatz für den Unternehmenserfolg“, erklärte Barnickel.
Die Finanzen im Blick: Mit dem Tool des BPW
Um bereits vorab zu skalieren, welche laufenden Kosten auf einen zukommen und welche Einnahmen diesen mindestens gegenüberstehen müssen, dient das Finanztool des BPW, das Andreas Bubel von der Berliner Volksbank anschließend vorstellte: „Das Tool, das mit dem BPW im vergangenen Jahr weiterentwickelt wurde, dient zur Schaffung eines ersten Überblicks, der auch für uns als Bank unheimlich wichtig ist, um beurteilen zu können, ob genügend Liquidität vorhanden ist, die Angaben plausibel sind, wo der Break Even, also der Mindestumsatz zu verorten ist und ob eine Kreditvergabe auf dieser Basis überhaupt möglich ist.“
Für eine Förderung muss das Gesamtbild stimmen
Während in einem Nebenraum anschließend vier Unternehmerinnen und Unternehmer vor einer Fachjury pitchten, standen Vertreterinnen und Vertreter von der Berliner Volksbank, der BürgschaftsBank Berlin, der Berliner und der Mittelbrandenburgischen Sparkasse sowie von ILB und IBB in einer einstündigen Bankenrunde Rede und Antwort. Dietmar Koske von der ILB bekräftigte vor den zuschauenden Unternehmerinnen und Unternehmern, dass prinzipiell jeder und jede eine Chance auf Förderung hat: „Es gibt nicht das eine Kriterium, das ausschlaggebend ist, um eine Förderung zu erhalten. Wichtig ist der Mix aus allem. Das Gesamtbild muss stimmen. Die Idee, die Art, wie die Person auftritt, die dahintersteht und die nachvollziehbare Ernsthaftigkeit des Unternehmens ergeben ein Ganzes, mit dem man letztlich überzeugt.“
Christian Koch von der IBB ergänzte diesbezüglich: „Das Allerwichtigste ist die Grundidee. Darüber hinaus soll man einen klaren Plan haben und sein Geschäftsmodell nachvollziehbar präsentieren können.“ Aufschlussreich für viele Anwesende war, dass es für eine Finanzierung immer ein bestehendes Konto bei einer Hausbank, also ein Girokonto braucht und dass man sich nicht zwangsläufig für ein Produkt entscheiden muss. „Eine Finanzierung“, so Dietmar Koske, „kann sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzen. Eine Bürgschaft, die eine Finanzierung überhaupt erst ermöglicht, kann beispielsweise von der BürgschaftsBank Berlin kommen, eine Förderung von ILB oder IBB und eine darüberhinausgehende Finanzierung von einer privaten Bank.“
„Genau das, was man am Anfang braucht“
Um über Details aufzuklären, standen die Bankvertreterinnen und -vertreter den Anwesenden zum Abschluss des Finanzforums im Wintergarten der ILB in der Berater-Lounge zu Gesprächen zur Verfügung. Unter den Anwesenden waren auch Dr.-Ing. Anton Evdokimov von Weldinx sowie Pauline Neuholz von Raise Agriculture. Beide pitchten wenige Minuten zuvor für ihr Unternehmen vor einer Fachjury und zeigten sich begeistert von der Veranstaltung. „Das Finanzforum ist unglaublich aufschlussreich. Zudem bringt mich jeder Pitch und jedes Seminar, dass ich beim BPW durchlaufe, ein kleines Stückchen weiter. Es fühlt sich fast so an, als ob ich ganz nebenbei ein BWL-Studium absolvieren würde, ohne dafür studieren zu müssen“, so Buchholz. Anton Evdokimov vergibt zehn von zehn Punkten: „Die Veranstaltung und mit ihr alle anderen des BPW sind genau das, was man als Gründerin oder Gründer am Anfang braucht. Mehr Unterstützung kann man eigentlich nicht bekommen.“