Schweißingenieure müssen bislang einen großen Aufwand betreiben, um Bauteilverformungen im Voraus zu berechnen. Die vorhandene Software, die solche Berechnungen ermöglicht, erfordert aber sowohl die Anschaffung kostenintensiver Rechenserver als auch deren Bedienung durch spezialisiertes Fachpersonal, was für die meisten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den finanziellen Rahmen überschreitet. Das Team von Weldinx möchte mit seiner cloudbasierten, kostengünstigen und insbesondere benutzerfreundlichen Softwarelösung die Optimierung des Schweißens auch für KMU ermöglichen.
Mit ihrer Schweißsimulationssoftware möchten die Gründer Dr.-Ing. Anton Evdokimov und Dr.-Ing. Antoni Artinov der Optimierung von Schweißprozessen ihre Komplexität nehmen. „Das Problem beim Schweißen ist, dass der Vorgang teilweise kritische Bauteilverformungen verursacht, deren Minimierung durch eine optimale Schweißnahtreihenfolge erreicht werden kann. Im Gegensatz zum experimentellen Optimierungsansatz lässt sich die Schweißstrategie mit unserer Software mit einem verhältnismäßig geringen Aufwand optimieren, wodurch Zeit, Material und somit auch Geld und CO2 gespart werden“, erklärt Weldinx-Gründer Anton Evdokimov. Mitgründer Antoni Artinov betont, dass es dem Startup auch darum gehe, dem zunehmenden Fachkräftemangel in diesem Bereich etwas entgegenzusetzen: "Im von uns entwickelten Tool sind Kompetenzen integriert, die vielen Unternehmen bei der Produktentwicklung helfen können. Gerade KMU, die händeringend nach Fachkräften suchen, können so ihre Produktentwicklung effizient voranbringen“.
Wissen aus der Forschung in die Praxis transferieren
Der Prozess um Weldinx startete als wissenschaftliches Projekt an der BTU Cottbus-Senftenberg, an der Evdokimov als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. „Eine Berliner Firma hat die BTU Cottbus-Senftenberg kontaktiert, um gemeinsam ein Tool zur Optimierung des Laserstrahlhärtens zu entwickeln“, erläutert Evdokimov. Im Zuge dieses Projekts überlegte er, wie man das Tool auch für Schweißen erweitern kann. Als Verstärkung konnte er vor kurzem Dr.-Ing. Antoni Artinov gewinnen, der bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung erfolgreich seinen Doktortitel erlangt hat. Gegenwärtig arbeitet das Team an der finalen Entwicklung des Tools, das 2024 Marktreife erlangen soll. „Wir arbeiten daran, die Software für Anwenderinnen und Anwender so benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten“, erklärt Evdokimov. Die goldene Mitte liegt für Artinov dabei zwischen der reinen Theorie und der praktischen Anwendung: „Wir zielen darauf ab, dass Anwenderinnen und Anwender schnell das Wichtigste verstehen, um das Tool effektiv nutzen zu können und Verbesserungen zu erreichen“.
Modernität und einfache Bedienung als zentrale Elemente
Bislang sind KMU gezwungen, sich teure Hardware anzuschaffen und zusätzliches Personal einzustellen, welches das Expertenwissen im Bereich der Finite-Elemente-Simulationen besitzt. Der Vorteil gegenüber vorhandenen Simulationssoftwares liegt bei Weldinx in der cloudbasierten, einfachen Nutzung. „Unternehmerinnen und Unternehmer müssen nicht alle Prozesse verstehen, auch von den Werkstoffen müssen sie keine spezifischen Kenntnisse haben“, erläutert Artinov. Als Software-as-a-Service-Produkt soll das Tool zukünftig als Abo-Modell angeboten werden. Dafür sind verschiedene Szenarien angedacht, je nachdem, wie intensiv die KMU das Tool nutzen möchten. „Wir möchten KMU durch Modernität und Einfachheit ansprechen. Dazu gehören eine einfache Bedienung, angepasste Preise und der sofortige Zugriff über jeden Webbrowser”, erläutert Artinov.
Gutes Feedback, ein Netzwerk und Professionalität beim BPW
Die Entwicklung der Software und der damit verbundene Gründungsprozess wurden durch die Teilnahme von Weldinx beim BPW 2023 deutlich vorangetrieben. „Dank des BPW haben wir wertvolles Feedback erhalten, insbesondere im Bereich Finanzierung“, erzählt Evdokimov. Darüber hinaus konnten wertvolle Kontakte zu Investorinnen und Investoren sowie anderen Unternehmen geknüpft werden. „Das war für uns im Ganzen wirklich ein super Start“, so Evdokimov, der mit Weldinx in der ersten und zweiten Phase die Top Ten erreichen konnte. „Der BPW schafft ein besonderes Umfeld, in dem man mit anderen Unternehmen in einen ehrlichen Austausch treten kann. Das habe ich bisher nirgendwo so erlebt“, resümiert Artinov. Anderen Gründerinnen und Gründern empfehlen beide, modern zu denken. „Wir müssen raus aus dem konservativen Umfeld und uns trauen, innovative Ansätze zu entwickeln. Es gibt inzwischen einen Wandel im Denken und mehr Ideen mit gesellschaftlichem Mehrwert“, ist sich Artinov sicher. Und das sei gut so. Für Evdokimov ist der Weg zur Gründung ganz einfach. „Schritt eins ist, am BPW teilzunehmen. Indem man seinen Businessplan vorbereitet, versteht man erst richtig, worum es geht“, sagt er. Damit sollte die Motivation für junge Gründerinnen und Gründer klar sein: Traut euch und macht es wie das Team von Weldinx!