Landwirtschaft auf nassen Moorflächen? Das funktioniert! Wie, zeigt das Team der ZukunftMoor GmbH aus Berlin, das trockengelegte Moorflächen wiedervernässen, für Paludikultur nutzen und so auch CO2-Emissionen deutlich reduzieren möchte.
Obwohl sie nur etwa acht Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland ausmachen, sind trockengelegte Moorflächen für fast 40 Prozent der hiesigen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Klimaschutz kann ohne Moorflächen deshalb nicht gedacht werden. Dieses Problems hat sich das Team von ZukunftMoor angenommen, indem es sich zum Ziel gesetzt hat, Moorflächen wieder zu vernässen und anschließend für landwirtschaftliche Zwecke zu nutzen. Mitgründer Lucas Gerrits beschreibt das Ganze wie folgt: „Wir wollen beweisen, dass die nasse Bewirtschaftung wirtschaftlich ist, sodass andere nachziehen.“
Los geht’s mit dem „Bachelor of Moorkunde“
Die Idee der Paludikultur, also der Bewirtschaftung nasser Moorflächen, existiert bereits seit einigen Jahrzehnten und wird insbesondere durch das Greifswald Moor Centrum vorangetrieben. Als Initiatoren nahmen sich Florian Forstmann und Niko Waesche der Aufgabe an, das Fachwissen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einem Business Case zu vereinen. Dafür suchten sie Ende 2021 Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Mit dem Ziel, die Wiedervernässerung von Moorflächen voranzutreiben, komplettierten schlussendlich Politik- und Unternehmensberater Lucas Gerrits und Landwirt Paul Waldersee das Team. „Wir sind rumgekurvt, haben Testflächen besucht und quasi in einem Dreivierteljahr einen Bachelor in Moorkunde abgelegt“, erzählt Gerrits. Die Gründung einer GmbH erfolgte, nachdem Gerrits seinen Beraterjob gekündigt und Waldersee sein Masterstudium beendet hatte, schließlich im Dezember 2022. Im Frühjahr 2023 komplettierte die Unternehmerin Julia Kasper als dritte Geschäftsführerin neben Gerrits und Waldersee das Gesamtteam.
Es braucht viel Überzeugungskraft
Seitdem ist das Team auf Moorflächen im ganzen Bundesgebiet unterwegs. „Wir machen keine Videocalls, sondern fahren immer auf die Fläche und kommen mit den Landwirtinnen und Landwirten direkt ins Gespräch. Das ist für die Leute vor Ort schon ein Zeichen der Wertschätzung“, so Gerrits. Dennoch braucht es gerade im Bereich Wiedervernässung viel Überzeugungsarbeit. „Getreu dem Motto ‚Was der Bauer nicht kennt, wiedervernässt er nicht‘, versuchen wir die Landwirtinnen und Landwirte dadurch zu überzeugen, dass wir Ihnen auf Augenhöhe aufzeigen, wie man nachhaltiger wirtschaften und gleichzeitig Gewinn erzielen kann“, erzählt er. Dem landwirtschaftlichen Grundsatz „Boden muss trocken“ setzt das Team dabei den Leitsatz „Moor muss nass“ entgegen.
Die Chance wahrnehmen
Mit diesem innovativen Ansatz in der Tasche wollte das Team im Frühjahr 2023 mehr Sichtbarkeit, auch um den eigenen Businessplan validieren zu lassen. So kam es zur Teilnahme bei der dritten Phase des BPW. ZukunftMoor erreichte auf Anhieb die Top 10, erhielt den Nachhaltigkeitspreis in Höhe von 5.000 Euro und ganz viel Wissen. „Es hat uns sehr geholfen, konkrete Fragen zu formulieren und durch den Pitch konnten wir unser komplexes Thema prägnant zusammenfassen“, so Gerrits. „Wir benutzen die Präsentation, welche wir beim BPW genutzt haben, nun auch für andere Pitches und Vorträge“, ergänzt er. Jungen Gründerinnen und Gründern möchte er noch mit auf den Weg geben, immer am Ball zu bleiben, Spaß zu haben und Chancen wie eine Teilnahme beim BPW wahrzunehmen. Mindestens genauso wichtig ist für Gerrits aber die Bewertung durch andere: „Man braucht regelmäßig positives Feedback von außen, sonst bleibt man im Arbeitstrott hängen“, fasst er zusammen.
Den Hebel umlegen
„Moore sind die Superhelden gegen die Klimakrise“, erzählt Gerrits abschließend. Für das Erreichen der Klimaziele müssen bis 2030 jedoch 250.000 Hektar Moor in Deutschland wiedervernässt werden, eine Fläche fast dreimal so groß wie Berlin. Um den Hebel endlich umzulegen, ist das Team für jede Unterstützung und Partnerschaft dankbar. „Unsere Vision ist, dass wir in fünf Jahren bis zu 2.000 Hektar gesichert haben“, erklärt Gerrits. „Wir möchten Paludikultur skalieren, um auch international Moore wieder zu vernässen“, sagt er weiter. Innerhalb von zehn Jahren soll ZukunftMoor zu einer Art Paludikontor werden, um in Moorregionen gemeinsame Wertschöpfungskreisläufe zu schaffen und so die nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft voranzutreiben.