Als der Maschinenbauingenieur und Mitgründer von AdaptX Systems Paul Meier an der TU Berlin an seiner Promotion zu optimierter Kühltechnologie arbeitete, war schnell klar, dass die Ergebnisse vielversprechend sind. „Ich habe das hohe Potenzial gesehen und erkannt, dass in einem Markt, der sich immer mehr hin zu nachhaltiger Wertschöpfung entwickelt, auch die Nachfrage vorhanden ist“, erzählt er rückblickend. Gemeinsam mit Mitgründer Danny Schröter, der wie Paul Meier als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin arbeitete, setzte er sich weiter mit dem Thema auseinander. „Eine große Chance war das EXIST-Forschungstransferprogramm, durch das wir seit April 2023 noch intensiver arbeiten können“, erzählt Danny Schröter. Bereits ein Jahr zuvor vervollständigte Tim Bornemann das Gründungsteam. „Wir haben uns über eine klassische Ausschreibung kennengelernt und sofort sehr gut verstanden. Außerdem hat mich das Thema von Anfang an begeistert, da ich schon immer ein großes Interesse an der Fertigungstechnik hatte“, sagt Bornemann, der zuvor bereits mehrere Jahre in einem Start-up im Bereich des Business Development und Vertrieb gearbeitet hat und bei AdaptX Systems in erster Linie den betriebswirtschaftlichen Aufbau vorantreibt. „Wir arbeiten gerade mit voller Kraft daran, unser Produkt weiterzuentwickeln, um mehr Anwendungsfälle abzudecken und in den kommenden Pilotprojekten zu überzeugen“.
Weniger Emissionen. Mehr Sicherheit.
Ein Hauptgrund dafür, dass AdaptX Systems mit seiner Kühllösung einen Nerv getroffen hat und den Jurypreis auf der ersten Prämierung des BPW 2024 gewann, ist, dass herkömmliche Prozesskühlungsmethoden bislang negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben. „Bei den Kühlschmierstoffen handelt es sich bislang um ein Gemisch aus Wasser und Öl, das in großen Mengen eingesetzt wird. Das Tankvolumen beträgt in der Regel mehrere hundert bis tausend Liter“, erklärt Paul Meier.
Die Folge sind hohe Kosten durch die Produktion, den Transport und die Entsorgung sowie je nach Kühlungsart das Entstehen schädlicher Aerosole. Die Kühlungslösung von AdaptX Systems kühlt über einen geschlossenen Kreislauf mit nur wenigen Litern und einem nachhaltigen Kühlfluid, das nicht gewechselt werden muss. „Dadurch“, ergänzt Danny Schröter, „können wir die CO₂-Emissionen fast komplett eliminieren. Zusätzlich machen wir den Arbeitsplatz sicherer, da unser System geschlossen ist, sodass keine Gesundheitsrisiken durch Aerosole oder Hautkontakt entstehen“. Durch den Wegfall des Kühlschmierstoffmanagements und des Reinigungsprozesses können zudem Kosten eingespart werden.
Zur Anwendung kommen kann die Kühllösung vor allem in der Metallbearbeitung mittels großer industrieller Werkzeugmaschinen, die zur Herstellung unterschiedlichster Bauteile eingesetzt werden. Typische Einsatzbereiche sind die Automobilindustrie, der Energiesektor oder die Medizintechnik.
Erstes Pilotprojekt und anstehende Finanzierungsrunde
Nun geht es dem Start-up darum, in den Markt einzudringen und erste Kunden zu gewinnen. Mit der Gründung einer GmbH im Februar 2024 wird der erste wichtige Schritt gemacht. Auch ein erstes Patent ist bereits eingereicht. Hürden, die es zu überwinden gilt, gibt es dennoch immer wieder. „Im Prozess stellt man immer wieder fest, dass die Entwicklung eines Hardware-Produkts oft länger dauert als anfangs gedacht, auch weil notwendige Bauteile und Komponenten teilweise erst nach Wochen geliefert werden. Deshalb überlegen wir uns immer vorab alternative Wege, um die Geschwindigkeit hochzuhalten und schnelle Iterationszyklen zu realisieren“, erklärt Tim Bornemann.
Im Sommer 2024 startet das erste bezahlte Pilotprojekt. Eine erste Finanzierungsrunde ist in den kommenden anderthalb Jahren geplant. Das Wahrnehmen weiterer Förderprogramme, die bei der Finanzierung unterstützen können, ist nicht ausgeschlossen. Einen der ersten Wege, den AdaptX Systems ging, war der zum BPW. „Auf den Wettbewerb sind wir durch eigene Recherche gekommen. Es ist sehr hilfreich, das eigene Geschäftsmodell regelmäßig zu überdenken und das bisherige Vorgehen infrage zu stellen. Dabei hat uns der BPW sehr geholfen. Ansonsten können wir das Geld, das wir mit dem Jurypreis gewonnen haben, natürlich gut für die Gründung und die Stammkapitaleinlage gebrauchen“, so Paul Meier.
Für die Zukunft der Gründer vielleicht von entscheidender Bedeutung: Nach der eigentlichen Prämierung kamen im Rahmen des lockeren Beisammenseins einige spannende Personen auf sie zu, um mehr über ihre Kühllösung zu erfahren. Wer diese Personen waren und ob aus dem Kontakt irgendwann eine Finanzierung oder eine Zusammenarbeit entsteht, wird sich zeigen. Was diese Begegnungen aber schon jetzt zeigen, ist, dass Veranstaltungen wie Prämierungen und Kontaktabende des BPW nicht nur wichtig sind, um Preise zu gewinnen, sondern darüber hinaus, um Menschen aus der Branche kennenzulernen, ein Netzwerk aufzubauen und so aus einer Idee am Ende ein marktreifes Produkt zu machen.