Unserem Planeten geht es nicht gut. Die entscheidende Ursache: Die Weltbevölkerung verbraucht aktuell die Ressourcen von 1,7 Erden. Kein Wunder also, dass Nachhaltigkeit mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil einer sozialen und ökologischen Wirtschaft ist. Nicht ohne Grund fordert der BPW Teilnehmende dazu auf, Nachhaltigkeit in ihrer Geschäftsidee von vornherein mitzudenken und vergibt am Ende jedes Wettbewerbs einen Nachhaltigkeitspreis. Wie gelingt es als Gründerin oder Gründer aber konkret nachhaltiger zu werden? Durch die Einführung nachhaltiger Geschäftspraktiken, die einen positiven Einfluss auf Menschen, Gesellschaft und Umwelt haben und gleichzeitig Gewinne ermöglichen.
Besonders für Start-ups mag eine Fokussierung auf nachhaltige Aspekte anfangs schwierig erscheinen, da zu Beginn jeder Gründung vor allem das Wachstum im Fokus steht. Die Etablierung nachhaltiger Geschäftspraktiken kann jedoch gerade am Anfang sinnvoll sein, um den Markenkern zu stärken, neue Geschäftsfelder zu eröffnen und den Unternehmensaufbau von vornherein in eine Richtung zu lenken, die später deutlich schwerer einzuschlagen ist. Ein guter Anhaltspunkt, an dem Gründende sich bei der Etablierung nachhaltiger Geschäftspraktiken orientieren können, sind die drei Säulen der Nachhaltigkeit.
Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit
Ökologische Nachhaltigkeit: Sie fokussiert sich auf das Schonen von Umwelt und natürlichen Ressourcen. Zentral ist der bewusste Umgang mit Wasser, Energie und endlichen Rohstoffen. Um Schäden am Ökosystem zu vermeiden und die Biodiversität zu fördern, sollen der Erde nur so viele nicht-nachwachsende Rohstoffe entnommen werden, wie durch erneuerbare Rohstoffe ersetzt werden können. Ökologische Nachhaltigkeit steht auch für einen bewussten Umgang mit der menschlichen Gesundheit, was die Nutzung und den Vertrieb gesundheitsschädlicher Stoffe oder Nahrungsmittel im unternehmerischen Kontext von vornherein ausschließt.
Soziale Nachhaltigkeit: Die Soziale Nachhaltigkeit hat den Menschen im Blick und setzt voraus, dass die Würde und die freie Entfaltung der Persönlichkeit keinem Menschen abgesprochen werden. Auf Mitarbeitende bezogen bedeutet dies Gerechtigkeit, Sicherheit, faire Bezahlung, die Wahrung der Interessen von Arbeitnehmenden, die Möglichkeit zur Aus- und Fortbildung sowie zur freien beruflichen Entfaltung.
Wirtschaftliche Nachhaltigkeit: Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit konzentriert sich auf ökonomische Aspekte. Selbstverständlich müssen auch nachhaltig agierende Unternehmen Gewinne erzielen. Die Profitmaximierung darf dabei aber nicht das einzige Ziel sein: Unternehmen, die wirtschaftlich nachhaltig agieren, richten keinen Schaden für nachfolgende Generationen an und legen großen Wert auf fairen Handel, der Menschen nicht ausbeutet. Außerdem können nachhaltige Unternehmen neue Ziele verfolgen, wie etwa die Lebensqualität zu steigern oder Umweltschutz-Projekte zu fördern.
Vier Maßnahmen, um Nachhaltigkeit in Start-ups zu etablieren
Egal, ob es um Neuerungen in der Baubranche, der Gesundheitsindustrie, dem Ingenieurwesen oder anderen Branchen geht. Mittels verschiedener Maßnahmen und Tools lassen sich nachhaltige Maßnahmen überall umsetzen.
1. Eine nachhaltige Lieferkette aufbauen: Jede Phase im Produktlebenszyklus hat Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Ein nachhaltiges Start-up trägt für den gesamten Lebenszyklus seiner Produkte und Dienstleistungen Verantwortung. Eine nachhaltige Lieferkette konzentriert sich auf das Management aller Lieferanten und mitwirkenden Beteiligten. Mithilfe von Software können Lieferanten überprüft und überwacht, Audits geplant, Nachhaltigkeitsprinzipien an Lieferanten verschickt und Lieferketten visualisiert und zurückverfolgt werden. Da dies alles nicht von heute auf morgen umsetzbar ist, ist es gerade am Anfang wichtig zu prüfen, ob die Partner, mit denen man zusammenarbeitet, selbst Wert auf möglichst nachhaltige Lieferketten legen.
2. Ein Green Office einrichten: Besonders am Anfang leicht umsetzbar ist das Einrichten eines Green Office. Die dazugehörigen Maßnahmen sind beispielsweise der Einsatz von Möbeln, die ressourcenschonend hergestellt werden, die Verwendung von erneuerbaren Energien für die Stromversorgung, Ressourceneinsparungen durch den Einsatz von IT, die Trennung von Müll, die Reduzierung von Plastik, heizschonendes Verhalten, die energiesparende Nutzung von Geräten, der Gebrauch von ökologischen Lebensmitteln, Kaffee usw.
3. CO2-Emissionen im Blick behalten: Um zu prüfen, ob die gesetzten Maßnahmen funktionieren und diese gegebenenfalls nachzubessern, kann Energiemanagement-Software hilfreich sein, die die CO2-Emissionen misst und bilanziert. Neben der Steigerung der Energieeffizienz können dadurch Kosten gesenkt werden. Für Start-ups bieten sich Kohlenstoffrechner-Tools an, die eine erste Einschätzung der Kohlenstoffemissionen liefern.
4. Förderung sozial engagierter Projekte: Nebst konkreten Maßnahmen, die der Umwelt zugutekommen, trägt auch soziales Engagement zur Etablierung einer nachhaltigen Unternehmenspraxis bei. Start-ups können sich beispielsweise ein lokales Projekt aussuchen, das sie fördern. Wichtig: Das Engagement sollte zu den eigenen Werten passen! Sinnvoll kann in diesem Zusammenhang die Nutzung einer Spendenverwaltungs-Software sein, die beim Sammeln von Spenden unterstützt und auf der eigenen Webseite implementiert werden kann. Das soziale Engagement hilft nicht nur dem wirtschaftlichen Umfeld und dem sozialen Projekt, sondern auch dem Start-up selbst, da es die Reputation stärkt und positiven Einfluss auf Mitarbeitende sowie Kundinnen und Kunden hat.
Macht ein nachhaltigker Fokus unternehmerisch Sinn?
Warum soll man sich aber überhaupt die Mühe machen, ein Start-up von vornherein nachhaltig aufzubauen? Gerade wenn das Produkt selbst nachhaltig ist und beispielsweise zur Senkung vom Energieverbrauch in anderen Bereichen beiträgt oder ein bestehendes in der Herstellung energieintensives Produkt ersetzt. Ganz einfach: Weil alles mit allem zusammenhängt. Das nachhaltigste Produkt ist nur dann wirklich nachhaltig, wenn der Produktionsprozess und die Lieferketten es ebenfalls sind.
Zudem spielt Nachhaltigkeit auch für Stakeholder und Investoren eine immer größere Rolle. Risikokapitalgeber suchen sogar verstärkt nach Start-ups in dem Bereich Nachhaltigkeit. Die Venture Capitals Speedinvest und Creandum haben unlängst eine Liste speziell für Climate-Tech-Startups angelegt, in die sich junge Unternehmen eintragen können. Start-ups, die auf Nachhaltigkeit setzen und die entsprechenden Maßnahmen umsetzen, können ihre Marke darüber hinaus stärken, ihre Kundenzufriedenheit steigern, ihre Produktvielfalt verbessern, Kosten senken und ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt insgesamt erhöhen.
Eine nachhaltige Ausrichtung macht also nicht nur aus reinem Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Planeten und anderen Menschen Sinn. Durch sie lassen sich auch alternative Wachstumsmöglichkeiten eröffnen und neue Märkte erschließen.