Vom Reisen schwärmen oder doch lieber auf Stein gebaute Businesspläne? Die erste Prämierung des BPW hielt für alle etwas bereit

Von Business Angels und KI-gestützten Reisebegleitern bis zu nachhaltigen Baumaterialien: Die erste Prämierung des Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg 2025 brachte innovative Gründungsideen auf die große Bühne. Ein Spektakel, bei dem selbst die Moderation im Start-up-Jargon brilliert und Brandenburg sich als neues "Gründungsparadies" präsentiert.

Die erste Prämierung des Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg 2025 war mehr als nur eine Preisverleihung – sie war ein Jubiläum, ein Motivationsschub und ein echtes Gründungsfestival. Seit nunmehr drei Jahrzehnten begleitet der BPW Start-ups in Berlin und Brandenburg auf ihrem Weg von der Idee zum gefestigten Unternehmen. Moderator Tilo Hönisch von der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) begrüßte das Publikum im besten Start-up-Jargon: „Schnallt euch an, optimiert eure Search und Advertising Engine, freut euch auf MVPs, die bankable sind, achtet auf Blue Sky Thinking Modelle und lernt die Problem Solution Fit für die Need der Customer Community als Teil der Product Roadmap unserer zehn Finalistinnen und Finalisten kennen.“

Vom Gründundsparadies und der Kunst, auf einem weißen Blatt zu starten

Nicht nur die Sprache, auch die Rahmenbedingungen für Start-ups haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt – und das nicht nur in Berlin. Kerstin Jöntgen, Vorständin der Investitionsbank des Landes Brandenburg, betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass auch Brandenburg längst ein Hotspot für Gründer:innen geworden sei: „Natürlich ist Berlin die große Start-up-Metropole, und das soll auch so bleiben. Aber auch in Brandenburg hat sich in den letzten Jahren viel getan, sodass man es jetzt mit Recht als Gründungsparadies bezeichnen kann. Nicht grundlos ist es das gründungsstärkste ostdeutsche Bundesland: Die vielseitige Start-up-Szene wird gefüttert durch den Talentpool der Universitäten und Hochschulen, dazu glänzt sie durch die Unterstützung der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB). Auch durch die gemeinsame Innovationsstrategie mit Berlin und der Nähe zum Berliner Gründungssystem profitieren die Gründerinnen und Gründer. Wir verstehen uns als eine Metropolregion, allerdings haben wir in Brandenburg die preiswerteren Büro- und Gewerberäume.“Eine starke Basis also für die rund 26.000 Business-Pläne, die in den vergangenen 30 Jahren beim BPW eingereicht wurden.

Anlässlich des Jubiläums wurde ein besonderer Dank an die ehrenamtlichen Juror:innen ausgesprochen. Eine von ihnen ist Stefanie Rätker, selbst Gründerin und Beraterin, die allen zukünftigen Teilnehmenden am Wettbewerb einen klaren Tipp mit auf den Weg gab: „Startet auf einem weißen Blatt Papier! Seid authentisch, bleibt verständlich und nutzt unser Handbuch als Orientierung.“

90 Sekunden zwischen Hundegift, Energie-Revolution und Buchberatung

Wie präsentiert man eine Geschäftsidee in nur 90 Sekunden? Genau das mussten die Finalist:innen beim Live-Pitch vor Publikum beweisen. Und die Bandbreite der Ideen war beeindruckend – von nachhaltigen Baumaterialien über smarte Reise-Apps bis hin zu einer Hebamme für Bücher, die Frauen mit Neurodivergenz bei Schreibprozessen hilft.

Das Publikum bekam also einiges geboten: Die Software vom Unternehmen Blindleister macht erneuerbare Energien stabil genug, um fossile Energiequellen abzulösen, mimaps sammelt und vernetzt Hilfsangebote für mentale Gesundheit, und bei Tox-Help dreht sich alles um giftige Substanzen – allerdings nicht für Menschen, sondern für unsere vierbeinigen Mitbewohner. Wer schon mal in Panik gegoogelt hat, ob Schokolade wirklich tödlich für Hunde ist (Spoiler: ja, in größeren Mengen), dürfte das Problem kennen.

Am Ende konnte aber nur ein Team den Publikumspreis gewinnen – und die Entscheidung fiel auf Earthbound. Das Team setzt auf umweltfreundliches Bauen und entwickelt tragende Lehmsteine aus regionalem Baustellenaushub. Während auf herkömmlichen Baustellen wertvolle Rohstoffe abtransportiert und durch energieintensive Neuproduktionen ersetzt werden, verwandelt Earthbound genau diesen Aushub in stabile, nachhaltige Baumaterialien. Mit ihrem Pitch sicherten sich die Gründer:innen nicht nur jede Menge Applaus, sondern auch 1.000 Euro Preisgeld.

KI-Reisebegleiter und der Traum von der perfekten Urlaubsplanung

Der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an Travee, einem KI-gestützten Reisebegleiter, der personalisierte Vorschläge und Informationen in Echtzeit liefert. Die App beinhaltet außerdem einen Audioguide, der interaktive Führungen ermöglicht.

Für den Businessplan hinter dieser Erfindung erhielt Travee den Hauptpreis und damit die 10.000 Euro, übergeben von Gastgeberin und Vorständin der ILB Kerstin Jöntgen gemeinsam mit Daniel Keller, dem Minister für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz des Landes Brandenburg, der als Vertreter der Brandenburger Schirmherrschaft des BPW fungierte.

Mitgründer des Unternehmens Travee, Conrad Mildenstrey, ist überwältigt: „Wir möchten uns von ganzem Herzen bedanken! Der BPW-Hauptpreis ist für uns die Bestätigung, dass wir mit unserem Unternehmen auf dem richtigen Weg sind. (…) Es ist unser Plan, noch in diesem Jahr in die App-Stores einzuziehen. Unser großes Ziel ist es, die Reisebranche zu revolutionieren, und wir freuen uns, dass wir vom BPW die Chance dazu bekommen haben.“

Gutes Essen, gute Gesellschaft und die Zukunft des BPW

Nach den Prämierungen wurde fleißig genetzwerkt: Bei Abendessen und Getränken nutzten Gründer:innen, Investor:innen, Partner:innen und Expert:innen die Gelegenheit, sich auszutauschen und vielleicht schon die nächsten Kooperationen anzubahnen.

Bis zum 18.02.2025 haben alle Teilnehmer:innen eine weitere Chance, am dreiphasigen Wettbewerb teilzunehmen, denn dann endet die zweite Abgabefrist. Die Gründungsszene in Berlin-Brandenburg bleibt also spannend.